Donnerstag, 8. Dezember 2016

Zur Erwählung Mariens


Ihr alle, die ihr aufblickt, kommt,
lasst uns bewundernd verharren
vor der Jungfrau, die Mutter ist,
vor der Tochter Davids […].
Kommt, lasst uns die ganz reine
Jungfrau bewundern,
die in sich eine Schönheit ist,
einzigartig unter den Geschöpfen.

Sie hat geboren,
ohne einen Mann zu erkennen,
die reine Seele, angefüllt
durch ihr bewunderndes Staunen.
Täglich erhob ihr Geist sich zum Lobpreis,
denn er erfreute sich
am doppelten Wunder:
der unangetasteten Jungfräulichkeit,
dem mit der Fülle der Liebe
beschenkten Kind!

Sie, die junge Taube (vgl. Hld 6,9),
trug diesen Adler,
den Hochbetagten (Dan 7,9),
und sang Ihm zum Lobe:
„Mein Sohn, Du, der Reichste,
Du hast dir erwählt,
in einem elenden Nest heranzuwachsen.
Du liebliche Harfe, Du verharrst
im Schweigen wie ein kleines Kind.
Erlaube also, wenn es Dir gefällt,
dass ich für dich singe […].

Deine Wohnung, mein Sohn,
findet an Größe keine Entsprechung,
dennoch wolltest Du,
dass ich zu Deiner Wohnung würde.
Der Himmel ist zu klein,
um Deine Herrlichkeit zu fassen,
ich jedoch, das Geringste aller Geschöpfe,
ich darf Dich tragen.

Lasse Ezechiel herbei eilen,
um Dich auf meinen Knien zu sehen,
um in Dir Den zu erkennen,
den die Cherubim
auf dem Streitwagen trugen (vgl. Ez 1);
heute trage ich Dich […].
Im großen Getöse (vgl. Ez 3,12)
rufen die Cherubim aus:
‚Gesegnet der Glanz des Ortes,
wo Du thronst!‘
Dieser Ort, er ist in mir,
mein Schoß ist Deine Wohnung,
den Thron Deiner Größe
umfassen meine Arme […].

Komm und sieh mich an, Jesaja,
sieh, auf dass wir uns freuen!
Siehe, ich habe empfangen
und bin Jungfrau geblieben (Jes 7,14).
Prophet des Geistes,
ganz erfüllt von deinen Visionen,
sieh nun den Emmanuel an,
der dir verborgen geblieben war […].
Kommt also alle, die ihr
zu unterscheiden vermögt,
ihr, die ihr durch eure Stimme
für den Geist Zeugnis gebt […].
Erhebt euch, freut euch,
denn die Erntezeit ist gekommen!
Seht her: In meinen Armen
trage ich die Ähre des Lebens.“

Hl. Ephräm der Syrer (um 306-373),
Hymnen über Maria Nr. 7

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