Montag, 24. März 2014

Aktuell: Macht und Lebensschutz in der Kirche - keine schöne Sache

Man muss sich doch schon wirklich fragen, was hinter der Entscheidung der Bischöfe von Augsburg und Speyer (und möglicherweise demnächst von noch anderen deutschen Diözesen) steckt.

Als Mitarbeiterin der katholischen Kirche komme ich erfreulicherweise immer wieder in Kontakt mit Beratungseinrichtungen, u.a. im letzten Jahr mit der Caritas und dem Projekt 1000plus. Von beiden Beratungseinrichtungen hatten wir Vertreter zu Besuch, die uns jeweils ihre Arbeit vorstellten. Schon damals (lange vor dem aktuellen Streitfall) ging ich mit zwei besonders eindrücklichen Impressionen nach Hause: Zum Einen war mir bei den beiden Vorträgen und der anschließenden Diskussion bewusst geworden, dass Caritas und 1000plus in keiner Konkurrenz stehen, die aus der Art ihrer Arbeit hervorgehen könnte: die Caritas bietet ein persönliches Beratungsangebot vor Ort an, wohingegen 1000plus in Internetforen aktiv ist, und die Beratung v.a. übers Internet und Telefon stattfindet. Beide Einrichtungen sprechen also über gänzlich verschiedene Wege (das gilt auch für das Internetangebot der Caritas - während 1000plus proaktiv Foren nach Schwangerschaftskonfliktfällen durchsucht, ist das Angebot der Caritas eine statische Seite, über die man in Kontakt mit dem Beraterteam der Caritas kommen kann) Frauen an, die Hilfe suchen. Ich hatte nie das Gefühl, dass eine der beiden Beratungseinrichtungen die andere obsolet machen könnte, da es sich meines Erachtens um unterschiedliche Angebote mit unterschiedlichen Methoden und möglicherweise sogar unterschiedlichen Zielgruppen handelt.
Der zweite Eindruck, mit dem ich nach Hause ging, machte mich schon damals sehr nachdenklich: Besonders während der Rückfrage- und Diskussionszeit schien sich der Vertreter der Caritas bedroht zu fühlen und schlug mehrmals verbal nach dem Vertreter von 1000plus.

Nachdem jetzt vor kurzem die beiden Diözesen Augsburg und Speyer ihren Mitarbeitern untersagt haben, 1000plus zu unterstützen oder dem Projekt auch nur eine Plattform zu bieten, habe ich mich ausgiebiger mit diesem Thema beschäftigt.
Interessanterweise ist es mit bisher nicht gelungen, die originalen Mitteilungen der beiden Diözesen im Internet zu finden; nur als Zitat kann ich sie in der ausführlichen Stellungnahme von 1000plus entdecken. Diese Stellungnahme bestätigt mir mit erschreckender Deutlichkeit, was ich schon bei oben genannter Begegnung empfand: die Caritas scheint sich von 1000plus massiv bedroht zu fühlen (auch, wenn es mir immer noch nicht einleuchtet, warum) und versucht, diese vermeintliche Konkurrenz vom Markt zu drücken. Tragisch, dass eine katholische Beratungseinrichtung, die so ein gutes Standing in Deutschland und auch weltweit hat, solch ein kindisches, kleinliches und meines Erachtens auch unchristliches Vorgehen nötig hat.

Noch viel tragischer scheint es mir aber, dass sich Bischöfe soweit beeinflussen lassen, dass sie dazu bereit sind, ihre Macht zu nutzen, um einer Einrichtung, die sich für grund-katholische Werte wie den bedingungslosen Schutz des Lebens einsetzt, die Grundlage jeglicher Werbemöglichkeiten zu entziehen.
Das Argument, dass Gläubige bereits über die Kirchensteuer genügend für den Lebensschutz tun, scheint mir völlig absurd - kein Gläubiger überlegt sich doch, ob er lieber Kirchensteuer zahlt, oder stattdessen was spendet. Wer für 1000plus spendet, nimmt der Caritas nichts, aber auch gar nichts weg, weder Geld noch Kundschaft noch Ansehen. Dass sich ein Bischof soweit blenden lässt, dass er ein moralisch mehr als fragwürdiges Verbot ausspricht, ist schlimm. Dass ein Bischof aber aktiv gegen eine Einrichtung vorgeht, die sich als einziges Ziel den Schutz des Lebens von ungeborenen Kindern und ihren Müttern setzt, ist grundlegend falsch.

Die Kirche hat solange nicht genug für den Schutz des Lebens getan, wie auch nur ein einziger Mensch zu viel durch die Entscheidung und die Hand eines Anderen sterben muss. Ich hoffe und bete sehr, dass sich die Bischöfe bekehren!

 
Wer in der Zwischenzeit auf dem Laufenden bleiben möchte und 1000plus unterstützen will, kann hier Botschafter werden (das ist auch unabhängig von einer Spende möglich).
Wer 1000plus wie ich für finanziell unterstützenswert hält, kann hier spenden.

(Etwas Gutes hat die Sache aber vielleicht doch: es macht das Projekt 1000plus bekannter... auch in der Blogszene.)

Montag, 10. März 2014

Leben in Jungfräulichkeit

Zum Klosterleben gehören neben so manchen anderen Kleinigkeiten auch die Gelübde: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. In den letzten zwei Tagen habe ich mich intensiver mit dem Thema Ehelosigkeit auseinandergesetzt, oder besser, wie es in der Professformel heißt, mit der "jungfräulichen Keuschheit um des Himmelreiches willen".

Warum nimmt das ein junger Mensch auf sich? Warum wähle ich dieses Leben, und warum zieht es mich so in diese Lebensform, wenn alle anderen heiraten und deswegen doch auch nicht weniger nahe bei Gott sein können?

Vor einigen Jahren habe ich erlebt, was es heißt, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist: ich hatte mich heftig verliebt, und auch, wenn die Beziehung zu dem Mann eher kompliziert war, war sie doch auf ihre besondere Weise wunderschön. Aber obwohl auch der Mann gläubig war und wir über Gott und unseren Glauben miteinander reden konnten, merkte ich doch nach einiger Zeit, dass ich in einer Art Beziehungskrise war - ich hatte diesem Mann von Anfang an gesagt, dass meine erste Liebe immer Jesus gehören würde, und trotzdem merkte ich von Monat zu Monat mehr, wie ich nicht beidem gerecht werden konnte, Jesus und dem Mann. Mein inneres Gefühl war, als würde Jesus um mich kämpfen, als wollte er immer mehr von mir, und als wollte er ganz besonders auch den Platz in meinem Herzen, den der Mann eingenommen hatte.
Nun ja, wie das geendet hat, ist offensichtlich: Jesus hat nicht locker gelassen und nach einiger Zeit habe ich meinen Weg ins Kloster ersthaft begonnen.

Gott möchte für mich alles sein, und das Gelübde der Jungfräulichkeit ist die Antwort darauf: Ja, ich überlasse dir wirklich ganz und gar alles, was ich bin. Gott alleine soll mir genügen, denn eine größere Liebe als die Liebe Gottes, der ja selbst die Liebe ist, kann es nicht geben.


Ich glaube, dass es einen grundlegenden Unterschied gibt zwischen der Berufung zur Ehe und der Berufung zur Ehelosigkeit. Wer zur Ehe berufen ist, der wird in seinem Partner Gott entdecken und mit ihm zusammen Gott näher kommen. Wer zur Ehelosigkeit berufen ist, dem wird eine feste Partnerschaft den Weg zu Gott erschweren. Möglicherweise ist das nicht in jedem einzelnen Fall so, aber ich denke schon, dass es im Großen und Ganzen so sein muss, denn warum sonst sollte Gott den Einen zur Ehe und den Anderen zur Ehelosigkeit berufen, wenn es ihm nicht darum geht, den jeweiligen Menschen möglichst nahe zu sich in seine Liebe zu holen.

Ich für meinen Teil muss bekennen, dass ich dem werbenden Charme Gottes hilflos erlegen bin...

In der Kirche und für die Welt ist diese Lebensform eine Erinnerung, Mahnung und Herausforderung. Da gibt es Menschen, die leben so, dass ich es nicht mehr ignorieren kann, dass das letzte Ziel des Menschen Gott selbst und seine Liebe ist. Da gibt es Menschen, die in diesem Leben nicht ankommen und sich einrichten wollen, sondern in der andauernden Sehnsucht und Erwartung des Himmelreiches leben. Da gibt es Menschen, die daran erinnern, dass wir niemanden als nur Gott brauchen, um ganz und heil zu sein. Da gibt es Menschen, die bereit sind, alles aufzugeben, um ihrer einzigen wahren Liebe ganz und gar zu gehören. Das ist so radikal und kompromisslos, dass es einen fast umweht.

Jungfräulichkeit ist eine Haltung. Wer jungfräulich lebt, will ganz offen und bereit sein für Gott, erwartet ihn in allem und jedem, und hofft darauf, ihm eines Tages wirklich ganz und gar zu gehören. Nicht umsonst nennt man eine Ordensfrau auch Braut Christi - genau das ist sie, die Braut, die in der Vorfreude und Erwartung auf das ewige Hochzeitsfest lebt...

... und darum gehe ich ins Kloster.

Mittwoch, 5. März 2014

Berufungsgeschichten-Erzählerei

Wenn man ins Kloster geht, erzählt man immer wieder mal seine Berufungsgeschichte. Erst leise, vorsichtig, etwas verschämt und mit der Zeit dann selbstbewusster, offener, routinierter und in verschiedenen (den Zuhörergruppen angepassten) Varianten. Bei mir selber bin ich immer wieder davon überrascht, dass es jedesmal, wenn ich von meinem Weg mit Gott erzähle, eine etwas andere Geschichte als das letzte Mal ist. Nicht, weil ich Dinge bewusst weglassen oder dazufügen würde. Aber ich habe das Gefühl, das meine Berufungsgeschichte mit jedem Erzählen und mit jedem Zuhörer weiter wächst, andere Details wichtiger oder weniger wichtig werden, dass ich immer wieder neue Kleinigkeiten entdecke (und vielleicht auch manches Mal welche vergesse), und dass mein Weg ja auch noch nicht zu Ende ist.

Berufungsgeschichten sind ein faszinierendes Feld. Egal, wie viele ich schon gehört habe, und egal, wie gut ich eine einzelne Geschichte schon kenne, sie werden nie langweilig. Gott wirkt ganz offensichtlich nicht nur in dem, was die Menschen erzählen, sondern auch durch es...

Eine ganz besondere und außergewöhnliche Weise des Berufungsgeschichten-Erzählens habe ich eben entdeckt und will sie euch nicht vorenthalten: es lohnt sich wirklich, dieses Video anzuschauen!


*** Edit: Das ist übrigens der zukünftige Bischof von Passau... :) ***