So - nach bald fünf Monaten wird es dringend Zeit, dass ich mich hier mal wieder bloggerisch betätige. Irgendwie verging die Zeit rasend schnell und sie rennt bestimmt auch weiterhin nur so vorbei.
Weshalb ich mich nun ausgerechnet heute melde, hat einen einfachen und großartigen Grund: ich war heute bei meiner ersten Kleideranprobe für mein Ordenskleid. Und ich sage nur: WOW.
Wow, weil's so krass anders und ungewohnt ist, nicht nur prinzipiell eh, sondern auch im Vergleich zu den Vorstellungen, die ich mir so gemacht hatte, wie's sein würde.
Und Wow, weil's einfach wunderschön ist. Noch hat es keine Ärmel, ist noch zu lang, der Kragen fehlt, überall sind Heftnähte und zwischendurch noch ein paar Stecknadeln, die Taschen sind noch Löcher, durch die man durchfassen kann, und einen Schleier, der das Bild abrundet, habe ich natürlich auch noch nicht, aber trotzdem ist es schon wunderschön. (Und ich seh darin richtig gut aus, finde ich...) :)
Und weil ich schon mal dabei bin, zu schreiben, kann ich gleich auch noch ein paar weiter Sätze zu den letzten Monaten verlieren...
Wir haben uns als Noviziat mittlerweile ganz gut zusammengerauft (und raufen gelegentlich weiter) und sind eine - wie ich finde - gute Gruppe geworden. Wir sind total unterschiedlich, das macht die Sache interessant und immer wieder spannend.
Mit meinen Arbeitsfeldern war ich bisher sehr zufrieden: den Putzdienst konnte ich mir erst gar nicht vorstellen, weil das vorher so gar nicht mein Hobby war, aber am Ende konnte ich mich kaum noch von den netten Mitarbeiterinnen trennen und habe gelernt, richtig gerne zu putzen. Wer hätte das gedacht! Und jetzt bin ich seit einiger Zeit im Sticksaal und lerne sticken und habe jeden Tag mehr Freude daran. Das ist eine richtig schöne Arbeit, meditativ, kreativ, überraschend vielseitig, nebenher kann man miteinander reden oder Neues planen und trainiert außerdem noch die Verknüpfung der beiden Gehirnhälften. Bisher war mir noch keinen Tag langweilig hier. ;) Und wer hat in meinem Alter schon noch die Gelegenheit, zwei Jahre mit Drei-Monats-Praktika zu verbringen in Bereichen, die nichts mit dem eigenen Beruf zu tun haben? Das ist schon echt ein Geschenk.
Insgesamt fühle ich mich hier richtig zuhause und merke immer wieder, dass ich nichts aus meinem bisherigen Leben vermisse - wenn man mal von kurzen Sehnsuchtsmomenten nach meinem Auto und einem Wochenende bei meinem Patenkind absieht, und der gelegentlichen Lust auf Döner und Sushi, aber hey, der nächste Ausflug und dann der Heimaturlaub sind gar nicht mehr so lange hin. Wenn ich an meine Arbeit und mein Leben vor dem Noviziat zurück denke, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wieder so zu leben. Ich bin hier einfach angekommen und daheim.
Das Schönste aber ist hier die Gemeinschaft: wie die Schwestern miteinander umgehen und sich umeinander kümmern, wie wir miteinander beten, singen und feiern, wie wir uns immer wieder versöhnen und neu anfangen können, und wie jede weiß, dass auch die Anderen noch nicht fertig und am Ende ihres Weges sind, sondern eben alle mittendrin und unterwegs. Diese Gemeinschaft macht es mir leicht, mich fallen zu lassen: in der Gruppe, aber gerade auch im Gebet, wo ich lerne, mich wirklich ganz und gar Jesus hinzuhalten und anzuvertrauen, und das Risiko einzugehen, dass er mich verändert und verwandelt und mir näher kommt als ich es ahnen konnte.
Jetzt, wo ich das durchlese, was ich eben geschrieben habe, merke ich, dass ich mich verliebt habe: in Jesus, dieses Kloster und mein Leben hier... :))