Ich bin versucht zu sagen, es sei ein trauriger Tag für Irland. Aber das stimmt nicht. Heute ist nicht trauriger als all die anderen Tage, die zum Ergebnis der Abstimmung über den 8. Artikels der Irischen Verfassung geführt haben. Heute ist die Traurigkeit nur besonders deutlich zu spüren, weil sie in Zahlen erkennbar wird und nicht mehr nur öffentliche Meinung ist, sondern bald Gesetz.
Ich verstehe immer noch nicht, wie so viele Menschen meinen können, dass die Legalisierung von Abtreibung ein Zeichen des Fortschritts sei. Wie kann es Fortschritt sein, dass Kinder in der Gesellschaft und im Leben Einzelner ein solches Problem darstellen, dass es die beste Lösung zu sein scheint, sie einfach 'wegzumachen', zu töten? Wie kann es Fortschritt sein, dass die Zukunft keinen Eigenwert mehr hat, sobald sie die Pläne der Gegenwart durcheinander bringt? Wie kann es Fortschritt sein, wenn wir uns selbst in die Tasche lügen und denken, mit einer Abtreibung sei alles vorbei, und die betroffene Frau könne anschließend normal weiterleben?
Mir ist es so offensichtlich, so unübersehbar, dass das alles eine große Lüge ist, die wir uns schönreden wollen. Keine Frau kann davon glücklich werden, wenn sie ihr eigenes Kind töten lässt. Verdrängung ist mächtig, ja, aber eben immer noch Verdrängung. Und was ist mit all den Vätern, Großeltern, Geschwistern, Tanten, Onkeln, Freunden, die dieses Kind genauso verlieren, ohne auch nur ein Wort dabei mitreden zu können?
Es ist ein trauriges Ergebnis für unsere Welt, unendlich traurig. Es war doch keine Abstimmung über eine Frage der Emanzipation, über die Selbstbestimmung der Frau, sondern eine Abstimmung über Menschenleben, tausende, abertausende Menschen. Wie man das verwechseln kann, ist mir unerklärlich.
Beten wir für die betroffenen Frauen, für die Kinder, die nicht leben dürfen, für alle, die sie geliebt und gebraucht hätten, und beten wir für unsere Welt, dass uns endlich die Augen aufgehen.