Sonntag, 19. Juli 2020

Geradeaus oder nicht, wer weiß das schon?

Ewig ist es her, dass ich das letzte Mal hier etwas geschrieben habe, mehr als ein Jahr.
Ich glaube, ich sollte dringed mal den Titel des Blogs ändern. Mein Leben dreht sich nicht mehr um die Gemeinschaft, sondern mittlerweile mehr um den Alltag in der Schule, meinen Haushalt, und - ja, es war auch für mich überraschend, aber deshalb nicht weniger schön - meinen Freund.

Die Frage, was Berufung ist, beschäftigt mich noch immer. Ich bin im Augenblick der Überzeugung, dass ein statischer Berufungsbegriff theologisch nicht haltbar ist, also einer, der Berufung als etwas ansieht, was man einmal im Leben erkennt, und es anschließend 'nur' noch leben muss. Also genau das Verständnis von Berufung, dass mir entgegen schlägt, wenn mir eine ältere ehemalige Mitschwester sagt: "Ist doch gut, dass du rechtzeitig erkannt hast, dass du keine Berufung hast." Und ja, das tut mir weh, dass sie das so sagt und schlimmstenfalls auch noch meint. Ich habe eine Berufung, soviel ist sicher. Wohin sie mich führen wird, ist weniger sicher, oder zumindest mal mir nicht klar. Aber es war meine Berufung, in meine Gemeinschaft einzutreten. Ich bin Gott auf diesem Weg näher gekommen, und mir selbst auch. Beides halte ich für ein ziemlich eindeutiges Zeichen dafür, dass dieser Weg richtig war, ganz egal, ob er sich später als nicht gangbar erwiesen haben sollte oder nicht.

Ja, auch mich beeindrucken Menschen, die den Weg klar und deutlich erkennen, den Gott sie führt. Noch mehr beeindruckt mich, wenn sie diesen Weg dann unbeirrt gehen und auch im Leben feststellen, dass das richtig ist.
Schon vor einiger Zeit ist mir Sr. Clare Crockett im Internet begegnet, und sie beeindruckt mich zutiefst. Ich hoffe und bete, dass sie wirklich eines Tages heiliggesprochen wird. Wer sie noch nicht kennt - hier ist ein Film über sie, den ihre Gemeinschaft produziert hat:


Aber auch, wenn mich Sr. Clare beinahe umweht, weiß ich doch, dass Gott nicht mit jedem Menschen einen so klaren und erkennbaren Weg geht, und nicht immer alles im Leben geradeaus führt, auch nicht, wenn ich fest auf Gott vertraue.