What a great laudable exchange: to leave the things of time for those of eternity, to choose the things of heaven for the goods of earth, to receive the hundred-fold in place of one, and to possess a blessed and eternal life. (from the first letter of St Clare to Agnes of Prague)
Sonntag, 20. November 2016
Ihr Jahr endet, die Barmherzigkeit geht weiter
Heute endet das Jahr der Barmherzigkeit. Das verleitet mich nun zu weniger frommen Gedanken, als mehr zu ganz praktisch-dogmatisch-theologisch-philosophischen Überlegungen.
Ich höre bei der Predigt zum Schließen der Heiligen Pforte, dass die Barmherzigkeit Gottes mit dem Schließen der Pforte nicht endet, sondern weitergeht. Klar, das hoffe ich doch auch sehr.
Gleichzeitig wird die Pforte nur symbolisch geschlossen, schließlich ist sie der Ein- und Ausgang in die Kirche.
Ich frage mich also, was da gerade geschieht: äußerlich ändert sich nichts, und nur durch den Akt des Schließens ist die Tür nicht mehr Pforte der Barmherzigkeit, wobei natürlich die Barmherzigkeit bestehen bleibt. Fassen wir zusammen: Pforte bleibt, Barmherzigkeit bleibt, Pforte der Barmherzigkeit ist weg. Aha.
Im Gespräch kam mir die - nicht ganz ernstgemeinte - Idee, dass man das vielleicht mit der Transsubstantiation vergleichen könnte: die Akzidentien bleiben, die Substanz verändert sich. Nun hängt die Transsubstantiation an Wort und Handlung des Priesters und alle drei geschehen im gleichen Moment. Zeitversetzt geht das nicht - jetzt hat aber der Bischof diese Woche keine Zeit und daher schon mal letzten Sonntag symbolisch die Pforte der Barmherzigkeit geschlossen, die dann aber die Woche über bis heute noch 'funktioniert' hat. Der Vergleich ist also auch etwas holprig und offensichtlich nicht sehr hilfreich.
Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich finde das eigentlich super, das es dieses Jahr so viele Pforten der Barmherzigkeit gab - es kann nicht genügend Orten und Methoden geben, die Menschen an die Liebe Gottes zu erinnern und sie ihnen anzubieten. Ich hinterfrage lediglich den Ritus des Schließens dieser Pforten und irgendwie auch ganz grundsätzlich, warum dieser Ablass überhaupt zeitlich begrenzt sein muss. Und ich vermute, dass es vielen Menschen (und, wenn ich diverse Predigten zwischen den Zeilen richtig interpretiere, besonders auch vielen Priestern) ähnlich geht: Wenn Gottes Barmherzigkeit so groß ist, dass die Kirche uns zum Zeichen einen Plenarablass anbietet, warum endet dann diese Ablassmöglichkeit jetzt? Ist das nicht eine etwas fragwürdige zeitliche Begrenzung? Und wenn die zeitliche Begrenzung nun mal als gesetzt anzunehmen ist, warum feiern wir das mit rituellen Schließungen der Pforten? Wird da nicht das 'einfache Volk' ähnliches denken wie ich, nur vielleicht etwas weniger ausführlich formuliert? Ist das nicht verwirrend und sogar ziemlich paradox, die Schließung der Pforte der Barmherzigkeit zu feiern?
Just thinking...
Naja, zum Glück ist Gottes Barmherzigkeit eh größer als das alles.
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Danke für Ihren persönlichen und zum Nachdenken anregenden Post zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit bzw. zu dessen Ende.
AntwortenLöschenIch selbst habe auch einen Blog-Artikel dazu erstellt und auf Ihren verlinkt. Ich hoffe die Verlinkung ist in Ihrem Sinne!? Andernfalls werde ich Sie nach entsprechender Benachrichtigung natürlich entfernen.
Anschauen können Sie es sich gerne unter:
http://christianflower.tumblr.com/post/153448034722/das-heilige-jahr-der-barmherzigkeit-ein
Liebe Grüße und eine gute, barmherzige Zeit,
Sarah