In Würzburg steht im Dom dieser wunderschöne Buchhalter. Beim Vorbeigehen habe ich durch Zufall entdeckt, dass er einen aus einer bestimmten Perspektive direkt anblickt. Nur aus diesem einen Winkel heraus, nur in diesem bestimmten Abstand, aber dann schaut er einem direkt in die Augen.
(Ich habe ihn heimlich Johannes genannt, nicht nur, weil ich mir so immer den Lieblingsjünger vorgestellt habe, sondern vor allem, weil Johannes so vieles vereint: die Nähe zu Jesus, der Evangelist, und ja, der Sohn des Zebedäus und der Salome. Naja, und außerdem, weil mich diese Statue an die Johannesminne in Heiligkreuztal erinnert, die ich sehr mag.)
Dieser Buchhalter ist nicht nur eine hübsche Ablage, sondern selbst Teil der Verkündigung. Darin scheint mir irgendwie ein großer Teil meiner Berufung zu liegen: Nicht nur das zu behalten, was mir gegeben wurde, sondern dadurch, dass ich es halte, es gleichzeitig anderen zu schenken und sie daran teilhaben zu lassen. Nicht ganz einfach.
Meinem Schreibtisch gegenüber hängt der Satz, den mit meine Oberin zur Einkleidung gesagt hat: "Deine Aufgabe ist es, bei Jesus Christus zu bleiben, Ihm mit deinem ganzen Leben zu dienen und Zeugin der Auferstehung zu sein." Ich glaube, das ist meine ganz persönliche Formulierung dessen, was der Buchhalter des Würzburger Doms tut - dem Wort dienen und sein Zeuge sein.
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