Montag, 10. März 2014

Leben in Jungfräulichkeit

Zum Klosterleben gehören neben so manchen anderen Kleinigkeiten auch die Gelübde: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. In den letzten zwei Tagen habe ich mich intensiver mit dem Thema Ehelosigkeit auseinandergesetzt, oder besser, wie es in der Professformel heißt, mit der "jungfräulichen Keuschheit um des Himmelreiches willen".

Warum nimmt das ein junger Mensch auf sich? Warum wähle ich dieses Leben, und warum zieht es mich so in diese Lebensform, wenn alle anderen heiraten und deswegen doch auch nicht weniger nahe bei Gott sein können?

Vor einigen Jahren habe ich erlebt, was es heißt, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist: ich hatte mich heftig verliebt, und auch, wenn die Beziehung zu dem Mann eher kompliziert war, war sie doch auf ihre besondere Weise wunderschön. Aber obwohl auch der Mann gläubig war und wir über Gott und unseren Glauben miteinander reden konnten, merkte ich doch nach einiger Zeit, dass ich in einer Art Beziehungskrise war - ich hatte diesem Mann von Anfang an gesagt, dass meine erste Liebe immer Jesus gehören würde, und trotzdem merkte ich von Monat zu Monat mehr, wie ich nicht beidem gerecht werden konnte, Jesus und dem Mann. Mein inneres Gefühl war, als würde Jesus um mich kämpfen, als wollte er immer mehr von mir, und als wollte er ganz besonders auch den Platz in meinem Herzen, den der Mann eingenommen hatte.
Nun ja, wie das geendet hat, ist offensichtlich: Jesus hat nicht locker gelassen und nach einiger Zeit habe ich meinen Weg ins Kloster ersthaft begonnen.

Gott möchte für mich alles sein, und das Gelübde der Jungfräulichkeit ist die Antwort darauf: Ja, ich überlasse dir wirklich ganz und gar alles, was ich bin. Gott alleine soll mir genügen, denn eine größere Liebe als die Liebe Gottes, der ja selbst die Liebe ist, kann es nicht geben.


Ich glaube, dass es einen grundlegenden Unterschied gibt zwischen der Berufung zur Ehe und der Berufung zur Ehelosigkeit. Wer zur Ehe berufen ist, der wird in seinem Partner Gott entdecken und mit ihm zusammen Gott näher kommen. Wer zur Ehelosigkeit berufen ist, dem wird eine feste Partnerschaft den Weg zu Gott erschweren. Möglicherweise ist das nicht in jedem einzelnen Fall so, aber ich denke schon, dass es im Großen und Ganzen so sein muss, denn warum sonst sollte Gott den Einen zur Ehe und den Anderen zur Ehelosigkeit berufen, wenn es ihm nicht darum geht, den jeweiligen Menschen möglichst nahe zu sich in seine Liebe zu holen.

Ich für meinen Teil muss bekennen, dass ich dem werbenden Charme Gottes hilflos erlegen bin...

In der Kirche und für die Welt ist diese Lebensform eine Erinnerung, Mahnung und Herausforderung. Da gibt es Menschen, die leben so, dass ich es nicht mehr ignorieren kann, dass das letzte Ziel des Menschen Gott selbst und seine Liebe ist. Da gibt es Menschen, die in diesem Leben nicht ankommen und sich einrichten wollen, sondern in der andauernden Sehnsucht und Erwartung des Himmelreiches leben. Da gibt es Menschen, die daran erinnern, dass wir niemanden als nur Gott brauchen, um ganz und heil zu sein. Da gibt es Menschen, die bereit sind, alles aufzugeben, um ihrer einzigen wahren Liebe ganz und gar zu gehören. Das ist so radikal und kompromisslos, dass es einen fast umweht.

Jungfräulichkeit ist eine Haltung. Wer jungfräulich lebt, will ganz offen und bereit sein für Gott, erwartet ihn in allem und jedem, und hofft darauf, ihm eines Tages wirklich ganz und gar zu gehören. Nicht umsonst nennt man eine Ordensfrau auch Braut Christi - genau das ist sie, die Braut, die in der Vorfreude und Erwartung auf das ewige Hochzeitsfest lebt...

... und darum gehe ich ins Kloster.

9 Kommentare:

  1. Was für ein großartiger Beitrag, was für ein großartiges Zeugnis! Danke dafür!

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  2. Danke für den tollen Beitrag! Als frisch verheiratete Frau hat es auch mir einen Denkanstoß gegeben, denn Gott im Partner zu entdecken und mit ihm Gott näher kommen ist wirklich das Ziel jeder Ehe. Wobei dies genau wie der Weg ins Kloster nicht immer einfach ist ;) Julia

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  3. Ich glaube, dass es so wichtig ist, sich diesen Impulsen zu öffnen - ich denke, ich selbst hätte eine Berufung zur Ehelosigkeit gehabt, das aber zu spät gemerkt. Was dazu führt, dass bei allem Bemühen so ein bisschen das Gefühl eines "falschen" Lebens bei mir hängengeblieben ist.

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    1. Es gibt meines Erachtens kein "falsches" Leben. Wir haben von Gott die Freiheit der Entscheidung bekommen: Für oder gegen etwas zu entscheiden und dann den eingeschlagenen Weg zu gehen. Es gibt auch kein "zu spät", denn bis zur letzten Sekunde unseres Lebens können wir uns Gott zu- oder abwenden, eine Kehrtwende nehmen. Wenn Du dich für eine Ehe entschieden hast, dann hat doch auch das seine eigene Berufung. Hin und wieder ist ein Rückblick gut, indem ich mein Leben so wie es war betrachte: Mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Umwegen, Irrwegen und Stolpersteinen. Und wenn ich mich Gott dann so wie ich bin, mit meinem Leben das ich geführt habe hinhalten und IHN es anschauen und "durch-schauen" lasse, dann erfahre ich vielleicht im nachhinein, dass es so wie es war gut war. Das ich den Platz ausgefüllt habe, der von keinem anderen Menschen ausgefüllt werden konnte, weil es "mein" Platz war. Dann ist es ein gesegneter Lebensweg.

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  4. Ich glaube auch, dass es diese unterschiedlichen Berufungen gibt und dass man es spüren kann.
    Ich merke zunehmend, dass ich mich selbst betrüge, wenn ich sehnsuchtsvoll an ein Leben im Kloster denke. Es ist tatsächlich so, mein Mann, obwohl selbst (anfangs) ungläubig unterstützt mich in allem, was ich tue um Gott näher zu kommen. Er setzt sich ohne zu murren an die zweite Stelle. Wie kann das sein, wenn nicht ein Sinn, eine Chance oder eine Forderung dahinter steckt?

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    1. Vielleicht steckt ein Sinn dahinter. Es ist die liebste Beschäftigung der Menschen, einer gefühlten Sinnlosigkeit zu entgehen. Aber es gibt eine viel wahrscheinlichere, weil einfachere Erklärung (und auch hier hilft Occam's razor, http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser). Ihr Mann ist einfach ein guter Mensch und liebevoller Ehemann. So was kommt öfter vor, als manche Menschen, die den Untergang der (katholischen) Ehe lauthals beklagen, wahr haben wollen. Viel Spass mit Ihrem Mann wünscht ein altgedienter Ehemann.

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  5. Leute, ihr seid der Hammer! Ich bin total berührt von euren Antworten und von eurer Ehrlichkeit - DANKE dafür, ihr seid eine echte Bereicherung für mich!!

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  6. Herzlichen Dank für diesen guten, frohen, "normalen" und bestärkenden Beitrag. Ich selbst bin seit 28 Jahren im Kloster und immer noch froh und glücklich in meinem Leben mit IHM und würde dieselbe Entscheidung wieder treffen. - Nein, das stimmt so nicht ganz: ICH habe diese Entscheidung ja nicht getroffen, denn es war SEIN Werben, SEINE Liebe der ich mich irgendwann einfach nicht mehr entziehen und der ich nicht mehr widerstehen konnte. Es ist eine intensive Beziehung, eine Brautschaft, Liebe die wirklich alles will. Aber sie ist es mehr wert als alles andere. Es ist eine ganz spezielle Berufung, nichts dass ich machen oder verdienen kann. Vielleicht "haut es einen deswegen um" - und macht unsagbar glücklich. Ich wünsche Dir Gottes Segen auf diesem Weg mit - und zu - Gott.

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  7. Hey, bin vor Kurzem auf deinen Blog gestoßen. Was du beschrieben hast, meine auch ich zu fühlen. Habe mich aus einer langjährigen Beziehung getrennt da Gott in mein Herz gesprochen hat aber obwohl ich tiefen Frieden und Freude in meinem Herzen gespürt habe und es mir psychisch besser geht, fällt es mir dennoch schwer, die Berufung der Ehelosigkeit anzunehmen. Einfach weil mein damaliger Freund ein unglaublich toller Mann ist und ich andere Pläne mit meinem Leben hatte. Woher wusstest du, dass du zur Ordensfrau berufen bist? Ehelos kann man ja auch so leben und in der heutigen Zeit ins Kloster zu gehen ist ja doch eher selten glaube ich....zumindest in meinem Alter (ich bin Anfang 20). War das nochmal eine extra Berufungsgeschichte und konntest du deinen Exfreund einfach so loslassen? Gab es nicht auch Zeiten, in denen du gegen Gott rebelliert hast weil du nicht für die Ehe gemacht bist? Vill. Gibt es ja eine Möglichkeit, wo wir uns per Privatnachricht austauschen können. Ich hätte da nämlich noch einige Fragen, wo du mir sicher helfen könntet. LG!

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