In den letzten Wochen und Monaten ist viel passiert. Schleier, Kleid und neuer Name sind nur äußere Kleinigkeiten im Vergleich zu vielem, was innerlich geschehen ist. Ich habe nicht darüber gebloggt, weil es mir nicht gelingen wollte, die richtigen Worte zu finden. Auch heute weiß ich nicht, ob das, was mir durch den Kopf und durchs Herz geht, den Weg durch die Finger in Worte findet. Eigentlich weiß ich noch nicht einmal genau, was ich schreiben will - aber das wiederum macht mir keine Sorgen, denn das weiß ich selten vorher... die Worte kommen mir meist erst beim Schreiben.
Seit Wochen beschäftigt mich die Frage, warum ich bin wie ich bin. Nein, nicht die Frage, deren Antwort wäre "Weil Gott mich so erschaffen hat", sondern die Frage, warum ich in manchen Fällen überreagiere und in anderen nicht, warum mich die Aussage einer Person so verletzen kann und die gleiche Aussage einer anderen Person entweder kaum berührt oder auf fruchtbaren Boden fällt.
Warum fällt es mir so oft so unheimlich schwer, so zu sein oder so zu reagieren, wie es mir eigentlich zutiefst entspricht? Warum sehe ich in manchen Fällen fast schon unnatürlich klar, und in anderen erkenne ich noch nicht mal die eigene Hand vor den Augen? Warum kann ich an manchen Tagen aus vollem Herzen mich selbst genießen wie ich bin und an anderen Tagen mich nur schlecht finden und innerlich kein gutes Haar an mir lassen? Warum kann ich an einem Tag ein Kompliment annehmen und mich darüber freuen und am nächsten halte ich das gleiche Kompliment für Heuchelei?
Ich glaube nicht, dass man diese Inkongruenzen als Launen oder Hormonschübe wegerklären kann (Launen und Hormonschübe können da vielleicht als Brandbeschleuniger wirken, aber sie sind selbst kein Brennmaterial). Ich glaube eher, dass jeder von uns sich selbst ein Geheimnis ist. Klar kann ich das einfach ignorieren und sagen "Ich bin halt so". Aber ganz tief in mir weiß ich doch genau, dass ich eigentlich eben nicht so bin, jedenfalls nicht nur. Die letzten Wochen und Monate haben mich immer wieder auf dieses Geheimnis in mir gestoßen. Ich glaube nicht, dass ich in diesem Leben mein Geheimnis lösen oder auch nur ganz erkennen kann, aber ich merke, dass der Weg in die Tiefe meiner selbst mich näher zu Gott bringt. Wo immer ich meine Abgründe aufsuche, ist er schon da. Wann immer ich ihn bitte, mir auf meiner Schatzsuche zu helfen, zeigt er mir einen Weg. Was immer ich auf meiner inneren Reise entdecke, lag schon lange in seiner Hand. Was ich am Boden des Abgrunds und auf den Gipfeln meiner Berge finde,
lässt mich manchmal an meiner Blindheit verzweifeln, aber eben auch
immer wieder seine Handschrift entdecken. Der Schmerz des Abgrundes und die Schönheit seiner Nähe liegen oft so dicht beieinander, dass ich sie kaum mehr unterscheiden kann. Und wenn ich die Augen nicht vor lauter Angst fest zusammenkneife, sondern mich vorsichtig umschaue, sehe ich, dass in meinem Abgrund genau in dem Moment, wo ich die Augen zaghaft öffne, etwas zu keimen und zu wachsen beginnt.
Das Leben ist jetzt, hier und heute. Ich muss nicht warten, bis ein besserer Tag beginnt, oder mich anstrengen, damit ich eines Tages gut genug bin. Gottes Geheimnis in mir keimt und wächst und will blühen, reifen und Früchte tragen. In mir, so wie er mich geschaffen hat, und in mir, so wie ich geworden bin.
What a great laudable exchange: to leave the things of time for those of eternity, to choose the things of heaven for the goods of earth, to receive the hundred-fold in place of one, and to possess a blessed and eternal life. (from the first letter of St Clare to Agnes of Prague)
Donnerstag, 29. Oktober 2015
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Wenn du willst
Wenn du willst, wirst du meine Fragezeichen Knospen treiben lassen und einen Garten anlegen.
Wenn du willst, werden die Schreie meiner Seele zu einem Lied.
Wenn du willst, muss ich keine Angst mehr vor dem Abgrund haben, weil ich weiß, dass ich entweder fliegen kann oder du mich auffängst.
Wenn du willst, kannst du meine Dunkelheit nehmen und sie mir verwandelt zurückschenken.
Wenn du willst, baue ich keine Mauern mehr um mich vor mir selbst zu schützen.
Wenn du willst, habe ich den Mut, mich verletzen und berühren zu lassen.
Wenn du willst, wirst du selbst meine Dämonen in Engel verwandeln.
Wenn du willst, sage ich ja zu dir und gemeinsam mit dir ja zu mir.
Wenn du willst, Herr, kannst du machen, dass ich heil werde.
Wenn du willst, werden die Schreie meiner Seele zu einem Lied.
Wenn du willst, muss ich keine Angst mehr vor dem Abgrund haben, weil ich weiß, dass ich entweder fliegen kann oder du mich auffängst.
Wenn du willst, kannst du meine Dunkelheit nehmen und sie mir verwandelt zurückschenken.
Wenn du willst, baue ich keine Mauern mehr um mich vor mir selbst zu schützen.
Wenn du willst, habe ich den Mut, mich verletzen und berühren zu lassen.
Wenn du willst, wirst du selbst meine Dämonen in Engel verwandeln.
Wenn du willst, sage ich ja zu dir und gemeinsam mit dir ja zu mir.
Wenn du willst, Herr, kannst du machen, dass ich heil werde.
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