Dienstag, 25. Juni 2013

Stark wie der Tod ist die Liebe

Heut ist ein guter Tag zum Sterben.
Nein, keine Angst, ich bin nicht depressiv oder selbstmordgefährdet. Aber heute ist so ein Tag, an dem der Tod sehr nah da ist.

Am Wochenende ist eine Schülerin meiner Schule gestorben, deren Klasse ich heute zum ersten Mal nach dem Unfall gesehen habe. Leider war das auch gleichzeitig meine letzte Stunde in der Klasse und außerdem noch Klassenarbeit. Alles also denkbar ungünstig. Zum Glück war gestern schon eine anscheinend sehr gute Notfallseelsorgerin in der Klasse (zumindest schließe ich aus den kurzen Erzählungen meiner Schüler, dass sie ihren Job wohl echt richtig gut gemacht hat), und auch in diversen anderen Stunden gab es schon die Gelegenheit, das Mädchen und ihren Tod zu thematisieren und sich über alles Mögliche in diesem Zusammenhang auszutauschen. Ich habe die Klassenarbeit gestern Nacht noch schnell überarbeitet und sehr leicht gemacht (nachdem die meisten der Klasse wohl zu sehr durcheinander waren um ordentlich lernen zu können), denn schließlich will ich den Jugendlichen nicht noch zusätzliche Bürden auflegen, die sie dann vollends überfordern. Der emotionale Stress und die Trauer sind wohl mehr als genug momentan, da muss man nicht auch noch Angst vor Klassenarbeiten haben (ausfallen lassen konnte ich die Klassenarbeit leider nicht). Trotzdem - meine Schüler haben mir echt Leid getan. :(

Nach dem Unterricht bin ich nach Hause, habe mich noch kurz mit den Handwerkern im Haus unterhalten, meine Sachen ausgepackt, und dann gemerkt, dass ich einen verpassten Anruf von meiner Mutter auf dem Handy habe. Und wie das manchmal ist, hatte ich gleich so ein schlechte-Nachricht-Bauchgefühl. Leider war dieses Gefühl keine Illusion: gleich zwei schlechte Nachrichten. Ein Großonkel ist heute früh gestorben, und heute Nachmittag dann mein Großvater. Beide waren sehr alt und am Schluss sehr schwach - alles in allem waren wir auf beider Tod lange vorbereitet und nicht überrascht, und ich glaube wirklich, dass es ihnen jetzt besser geht. Traurig bin ich aber natürlich trotzdem total, und auch etwas durcheinander.
Ich habe meine Mutter zurückgerufen, da war sie noch im Auto. Sie wollte heute sowieso zum Opa fahren und ihn besuchen, und während sie auf der Autobahn war, hat meine Tante angerufen und ihr gesagt, dass der Opa gerade eben gestorben ist. Als ich mit meiner Mutter gesprochen habe, war sie gerade auf den letzten Metern und dann im Flur des Altenheims. Das hat so weh getan, sie so zu hören, so voller Trauer und Schmerz. Kurz dachte ich mir, ich fahr sofort hin, bis mir einfiel, dass ich für die Strecke dreieinhalb Stunden im Auto sitze (wenn kein Stau ist... und das ist nur der Hinweg). Meine Mutter hat mich dann kurz darauf nochmal angerufen, völlig aufgelöst und weinend, der Opa ist noch ganz warm, er muss wirklich gerade erst gestorben sein. Oh Gott, ich bin so hilflos und kann nichts tun, und würde meine Mutter doch so gerne in den Arm nehmen und sie ein bisschen trösten.

Ich habe dann erst mal mit meinen Geschwistern telefoniert, die beide noch nichts wussten, und ihnen Bescheid gesagt, und noch ein bisschen mit ihnen geredet. Später habe ich nochmal kurz mit meiner Mutter gesprochen, da war meine Tante auch schon da, und sie war wenigstens nicht mehr alleine. Aber das Gefühl, total ohnmächtig und hilflos zu sein, bleibt.

Beten hilft ein bisschen, besonders das Scheidegebet (das ich, nebenbei bemerkt, auch noch wunderschön finde). Kommt herzu, ihr Heiligen Gottes, eilt ihm entgegen, ihr Engel des Herrn. Nehmt auf seine Seele und führt sie hin vor das Antlitz des Allerhöchsten. Christus nehme dich auf, der dich berufen hat, und in das Himmelreich sollen Engel dich geleiten. Nehmt auf seine Seele und führt sie hin vor das Antlitz des Allerhöchsten...


Ich lese gerade The Shack (Die Hütte), ein sehr beeindruckendes Buch, und denke immer wieder, loslassen, loslassen. Lass dich einfach fallen in die Liebe Gottes. Wenn du nicht helfen kannst, dann vertraue darauf, dass Gott hilft, dass er sie alle, denen du so gerne helfen würdest, mit seiner Liebe einhüllt, hält und verwandelt. Darum bete ich, um seine Liebe und um mein Vertrauen in seine Liebe.
Stark wie der Tod ist die Liebe.
Nein: stärker als der Tod ist die Liebe.

3 Kommentare:

  1. ein wirklich schönes Gebet!!
    Drück dich ganz fest, und deine Mutter! An deine ganze Familie liebe und mitfühlende Grüße!
    Dani

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  2. Auch ich drück dich ganz fest. Ich nehm auch euch mit ins Gebet, jetzt gleich! Ganz liebe Grüße,
    Ursula

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  3. Dankeschön! Es tut wirklich gut, euch alle zu haben! <3

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