Donnerstag, 18. Juli 2013

Die Mutter aller Tage

Viel gemischter können Gefühle wohl kaum werden.

Ich war heute früh beim Frauenarzt wegen Verdacht auf eine Zyste. Zysten sind an sich nicht tragisch, also bin ich recht entspannt hin. Leider bin ich nicht halb so entspannt wieder heim - es gibt keinen Verdacht mehr auf eine normale Zyste, sondern die sehr hohe Wahrscheinlichkeit auf eine Dermoidzyste. Diese Dinger bilden sich nicht zurück und sind leider nicht ganz ungefährlich, so dass man das operieren muss.

Scheiße. Davor hab ich echt Angst. Und die Details machen mir noch viel mehr Angst. Ich weiß, ich bin ein Schmerzschisser, aber leider ändert dieses Wissen nichts an der Tatsache. Und Schmerzen scheinen bei der Sache vorprogrammiert. *Panik* Ich will nicht ich will nicht ich will nicht.

Ich meine, ich lebe hier alleine, muss mir also irgendwen suchen, der mich ins Krankenhaus fährt und ein paar Tage später wieder abholt, und am besten jemanden, der mich dort besucht, und bei dem ich rumheulen kann. *doom*

Und hab ich schon erwähnt, dass ich Angst hab? Ich will keine Narkose, ich will nicht aufgeschnitten werden, ich will keine Schmerzen, ich will kein Risiko, und ich will keine Details wissen (dafür ist es jetzt leider schon zu spät - ich hab's gegoogelt).
Das einzig halbwegs Positive an der Sache ist, dass Dermoidzysten zu 98% gutartig sind. Ach ja, sie heißen zwar Zysten, sind aber eigentlich Tumore. Vielen Dank auch. Und sie sind mir immer noch 2% zu bösartig. *Fluchtgedanken*


 Meine Ärztin wollte mich so schnell wie möglich ins Krankenhaus schicken. Zum Glück hab ich nochmal nachgefragt, warum so schnell, und ob das wirklich soooo dringend ist. Es hat sich dann herausgestellt, dass ich schon noch ein paar Wochen warten kann - also erst mal arbeiten, Geburtstag feiern, Urlaub. Und dann. Ich will gar nicht drüber nachdenken. Aber ich sollte bis dahin nicht Trampolin springen, nicht tanzen, nicht hüpfen und ruckartige Bewegungen vermeiden. Na gut, das sollte machbar sein.

Oh, und es könnte sein, dass der betroffene Eierstock dabei drauf geht. Shit. (Hm, komisch, dass mich das so beschäftigt. Ich entscheide mich, zölibatär zu leben, aber sobald es darum geht, eventuell keine Kinder kriegen zu können, wird es problematisch. Liegt wohl daran, dass das was mit meinem Frausein zu tun hat, und auch damit, dass mir da möglicherweise die Grundlage für eine freie Entscheidung genommen wird, und ich mich dann irgendwie gar nicht mehr entscheiden kann. Ich glaube, in diesem Bereich gibt es genügend Abgründe in meiner Seele, dass ich da vielleicht mal nen extra Post drüber schreibe...)

Zuhause wollte ich eigentlich gleich ins Büro, aber dafür war ich leider viel zu sehr durch den Wind. Ich hab mich also erst mal ans Klavier gesetzt und gespielt, um runter zu kommen, meine Gedanken zu sortieren, und ein bisschen zu beten.

Später bin ich dann doch noch ins Büro, wo ich nicht wirklich was zustande gebracht habe. Angst und leichte Panik sind einfach keine sehr hilfreichen Begleiter. Zum Glück musste ich nachmittags in die Schule, wo mich meine Schüler und vor allem meine Kollegen wunderbar abgelenkt und zum Lachen gebracht haben.

Abends war ich dann auf die Nachprimiz eines Freundes eingeladen. Auf dem Weg dahin waren die Angst und die Panik wieder sehr präsent - so sehr, dass ich beinahe einen Unfall gebaut hätte...
Mich hat die Kapelle, in der der Gottesdienst war, sehr angesprochen. Dort war vorne über dem Altar ein großes Kreuz an der Wand, unter dem eine leidende Maria stand mit einem Schwert durch die Brust. Da ist mir endlich wieder bewusst geworden, dass ich das nicht alleine durchmachen muss, dass es andere gibt, die mein Gebet brauchen, und dass Er und seine Mutter da sind und meine Angst kennen. Die Messe war wie eine langsame Erlösung: erst die Lesung, Mose vor dem brennenden Dornbusch. Gott ist der Ich-bin-da, das ist sowas von beruhigend. Auch, wenn er mein Ägypten erst mit Plagen schlagen muss, habe ich doch große Hoffnung, dass er auch das Schlimme zum Besten verwenden wird, und mich auf seine Weise ins gelobte Land führt. Dann das Evangelium, nehmt mein Joch auf euch, meine Last ist leicht, ich werde euch Ruhe verschaffen. Schon wieder so ein Versprechen, dass ich wirklich beim Wort nehmen will. Ich will und muss mich Ihm ganz überlassen, ganz loslassen. In dem Moment, wo ich das gedacht habe, ist so eine Last von mir abgefallen, dass ich's kaum fassen konnte. Und dann in der Predigt ging es nicht nur darum, ganz Ja zu sagen, sondern auch darum, dass wir als Christen die Aufgabe haben, Freude zu bringen, und nicht traurig und mürrisch durchs Leben gehen sollen. Tja, im ersten Moment dachte ich, der hat leicht reden, mir ist heute überhaupt nicht nach Freude zumute, aber dann wurde mir klar, dass es da um eine andere Freude geht. Keine oberflächliche Hampelei, sondern echte Freude, die aus dem Vertrauen entsteht, dass Er am Ende immer alles zum Guten wenden wird.


Ich sage mir mal wieder vor: Loslassen, loslassen. Das scheint gerade echt ein Thema zu sein. Meine Angst, meine Sorge loslassen, sehen und annehmen, was Er mir schenkt, und weitergehen in dem Vertrauen, dass Er mitgeht.

Ach ja: zum Schluss habe ich noch den schönsten und persönlichsten aller Primizsegen bekommen. :)
Beim anschließenden Zusammenstehen vor der Kapelle war dann irgendwann wirklich alles gut und sehr sehr schön - das Wetter, die Gespräche, einfach alles.

Jetzt geht es mir gut, ich bin auf eine eigenartige Weise glücklich, die viel tiefer geht als die Angst (die schon auch noch da ist, die mich aber zumindest momentan nicht mehr bestimmt). Es geht immer weiter, und immer mit Ihm, was brauche ich mehr.

2 Kommentare:

  1. *hugs* that's such hard news to hear. I hope everything goes well with the procedure and that you're able to relax about it and feel that peace which passes all understanding. Praying for you, dear

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